Oberneuland: Viele Kinder, wenig Schulplätze

Erste Sitzung des Bildungsausschusses Oberneuland
Datum: 2. Oktober 2023

Der neu gewählte Beirat Oberneuland hat seine Arbeit aufgenommen. Der Fachausschuss für Bildung, Soziales, Jugend, Sport und Kultur setzt gleich nach den Sommerferien ein Reizthema auf die Tagesordnung: Es wird im Sommer 2024 keinen Platz für alle Oberneulander Kinder an den Weiterführenden Schulen im Bremer Nordosten geben.

Oberneuland, Borgfeld und Horn mit seinen Ortsteilen Lehe und Lehesterdeich sind beliebte und kinderreiche Stadtteile. Der Sozialindex im Bremer Nordosten ist im Vergleich zu anderen Stadtteilen Bremens gut. Daran bemisst Bremen, welche Summen in die Schulen gesteckt werden - besser formuliert: wie wenig investiert wird.

Portrait von Juliane Bischoff
Juliane Bischoff

Die Wahl der weiterführenden Schule lässt Eltern von Viertklässlern alle Jahre wieder graue Haare wachsen. Im Vorfeld ist bei den staatlichen Schulen nie genau klar, ob das eigene Kind einen Platz an einer wohnortnahen Wunschschule bekommt. Es gibt nur vier weiterführende öffentliche Schulen: Die Oberschule Rockwinkel in Oberneuland, in Horn die Oberschulen Ronzelenstraße und Wilhelm Focke sowie das Gymnasium Horn. Insbesondere Borgfeld müsste wegen seiner beiden riesigen Neubaugebiete eigentlich ein zweites Gymnasium für den Bremer Nordost bekommen, so viele Kinder leben hier und schließen die Grundschule „über dem Regelstandard“ ab, was in Bremen der Gymnasialempfehlung entspricht. Und auch Eltern der ganz Kleinen müssen mit dem Mangel an Hort und Kitaplätzen leben: Der städtische Eigenbetrieb Kita Bremen betreibt nicht eine einzige Einrichtung in Oberneuland und Borgfeld.

Die neue Legislaturperiode des Beirats Oberneuland startete mit neuen Zahlen von der Bildungsbehörde. Im Rahmen des Fachausschusses stand Pascal Berke von der Schulaufsicht der Ausschussvorsitzenden Juliane Bischof (CDU) und Beiratssprecherin Tamina Kreyenhop (CDU) Rede und Antwort. Mit dabei auch Ortsamtsleiter Matthias Kook in einer Videokonferenz, an die sich die reguläre Sitzung des Bildungsausschusses anschloss.

Im Sommer 2024 sind mindestens 84 Kinder ohne Schulplatz

Bei den steigenden Schülerzahlen machen Oberneuland und der gesamte Bremer Nordosten dieselbe Entwicklung durch wie das ganze Bundesland. Es wird noch voller, auch in den schon überlasteten weiterführenden Schulen. Pascal Berke hatte aktuelle Zahlen für den Jahrgang dabei, der nach jetziger Zuordnung im Sommer 2024 in die 5. Klasse einer der vier weiterführenden Schulen wechselt. Mindestens 565 Schülerinnen und Schüler konkurrieren um 481 Plätze. Das sind drei bis vier Schulklassen, die man auch Züge nennt. Dazu können noch Kinder kommen, die mit ihren Familien herziehen. Vor allem aber kommen sie von den privaten Grundschulen, die das Bremer Schulsystem für die Jahrgänge 1 bis 4 deutlich entlasten.

Mittel- und Oberstufen sind überfüllt

Grundsätzlich besteht ein hoher Bedarf an Schulplätzen im Bremer Nordosten, das gilt auch für die Oberstufen. So sind von der Wilhelm-Focke-Oberschule schon in diesem Jahr mehr Schüler an die Oberstufe Rockwinkel gewechselt, als für das Gebäude vorgesehen ist und als Lehrkräfte von der Bildungsbehörde zugewiesen wurden. Und schon heute ist klar: Bis zum Jahr 2028 muss mit starken Jahrgängen gerechnet werden.

Die Wilhelm-Focke-Oberschule wird von ursprünglich zwei Zügen auf vier Parallelklassen in einem Jahrgang ausgebaut, womit auch mehr angehenden Abiturienten erwartet werden. Auch die Behörde sieht, dass dringend mehr Gebäude gebaut werden müssen. Trotzdem plant die Stadt keine Oberstufe für die „WFO“. Sie baut stattdessen die Oberschule Rockwinkel aus, die mit den jetzigen fünf Zügen schon überlastet ist und Platzmangel auf ihrem Gelände hat. Rockwinkel kann perspektivisch die Jugendlichen nicht mehr alle in die Oberstufe aufnehmen, auch nicht die aus der eigenen Mittelstufe.

Am Start: Die neue „Oberschule Schwachhausen“

Die Lücke zwischen Schülerzahl und Zahl der Schulplätze zeigt laut Pascal Berke deutlich, das dringend eine Ausgleichsfläche notwendig ist. Rockwinkel sieht nicht nur wegen der stark gewachsenen Oberstufe einem dringend benötigten Umbau entgegen. Die Fertigstellung ist aber erst für das Jahr 2029 geplant und bezieht sich ausschließlich auf die Bereiche Ganztag und Inklusion. Der Ganztag, den es bislang gar nicht gibt, bekommt neue Räumlichkeiten. Dasselbe gilt für „W+E“: Die Zukunft bietet dann für Kinder und Jugendliche mit besonderem Bedarf bei „Wahrnehmung und Entwicklung“ eine angemessene Betreuung im Rahmen der Inklusion. Die Baumaßnahmen umfassen aber nicht den dringend benötigten Neubau einer Sporthalle. Dabei genügt das alte Bestandgebäude den zeitgemäßen Standards nicht mehr, wie Eltern betonen.

Eine neu geplante „Oberschule Schwachhausen“ soll mittelfristig den Druck von den Bestandsschulen für die Oberneulander, Horner und Borgfelder Kinder und Eltern abfedern. Aktuell wird die Anmietung von Flächen im Bereich der Universität geprüft. Aber die liegt bekanntlich im Stadtteil Horn und einen Neubau für die Oberschule gibt es kurzfristig nicht.

Andere Profile und andere Schulen: Jugendliche müssen ausweichen

Bis dahin steht vielleicht zur Entlastung der weiterführenden Schulen eine Neuordnung der Schulbezirke an. Denn in Bremen werden Schülerinnen und Schüler gemäß ihres Wohnorts einer staatlichen Schule zugeordnet, was auch für die Oberstufe gilt. Noch ist auf der Homepage der „WFO“ zu lesen, dass „ca. 45% jedes Jahr“ in eine Oberstufe wechseln, und: die „zugeordnete Oberstufe ist Rockwinkel, wo jede/r Schülerin/ Schüler unserer Schule einen garantierten Oberstufenplatz hat“.

Schon in diesem Schuljahr musste die Oberschule Rockwinkel überzählige Schülerinnen und Schüler „umberaten“, die ihr gewünschtes Profil in der Oberstufe nicht anwählen konnten. Nun mussten andere Kurse belegt oder andere Schulen besucht werden. Und die liegen nicht mehr in Oberneuland oder in Horn.

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Moderne Parteiarbeit

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